«Wir entwickeln, was den Landwirten nützt.»
Partnerinterview mit Roelof Kleinjan
Roelof KleinJan ist seit August 2017 Inhaber und Geschäftsführer der Evers Agro. Er stammt aus der Landwirtschaft, ist Agraringenieur und studierte Betriebswirtschaft. Mit Roelof KleinJan sprach Matthias Anliker, Spezialist für Grünland und Ackerbau, über Wertschöpfungsketten, Maschinen-Neuentwicklungen, die Bedeutungung von Agrarsubventionen und seine Wahrnehmung der Schweizer Landwirtschaft.
Interview mit dem Geschäftsinhaber von Evers Agro, Roelof Kleinjan.
Roelof, du bist seit mehr als fünf Jahren Geschäftsführer des Unternehmens Evers. Welche Schwerpunkte in der Geschäftsentwicklung hast du seither umgesetzt?
Zum einen haben wir bestehende Maschinen weiterentwickelt. Dabei sind insbesondere die Themen Grünlandpflege und die Gülleeinarbeitung für Landwirte von grosser Bedeutung. Zum anderen haben wir unsere Produktion optimiert, um sicherzustellen, dass wir die richtigen Maschinen zum vereinbarten Zeitpunkt auch liefern können.
Rückblickend betrachtet, wie hat sich die generelle Beschaffungssituation
in dieser Zeit verändert?
Die letzten Jahre waren insbesondere von Lieferschwierigkeiten geprägt. Lockdowns haben die Lieferketten unterbrochen und wir mussten teilweise kurzfristig nach Alternativen suchen, um lieferfähig zu bleiben. Evers kauft seine Teile glücklicherweise fast ausschliesslich in Europa und war deshalb nicht auf Lieferungen aus Fernost angewiesen. Wir haben unsere Lagerbestände an Halbfabrikaten erhöht, um nicht von Engpässen überrascht zu werden und konnten zudem einen weiteren Lieferanten für unsere Teile gewinnen.
Wo siehst du das Hauptproblem von unterbrochenen Wertschöpfungsketten?Die grösste Herausforderung ist die Abhängigkeit von Lieferanten. Um möglichst günstig einkaufen zu können, konzentriert man das Volumen bei einem Hersteller und geht damit das Risiko ein, Ausfälle nicht in nützlicher Frist kompensieren zu können.
Welche Lösungen zur Minderung dieser Probleme hat Evers umgesetzt und wie ist es gelungen, die Preise im Vergleich zu anderen Herstellern nur moderat zu erhöhen?
Wir haben unsere Beschaffung breiter abgestützt und stellen immer mehr Teile selbst her, wodurch wir weitgehend zu unserem eigenen Lieferanten geworden
sind. Zudem arbeiten wir mit europäischen und lokalen Stahllieferanten zusammen, mit denen wir langfristige Vereinbarungen treffen konnten.
… und was kann der Landwirt unternehmen?
Der Landwirt kann mit der regelmässigen Wartung die Werthaltigkeit seiner Maschinen beeinflussen, profitiert von störungsfreiem Betrieb und optimiert die Lebensdauer nachhaltig. Weiter muss er für die Maschinenbeschaffung heute einen längeren Zeithorizont einplanen.
Du hast die Weiterentwicklung der Produktpalette bereits angesprochen. Unter deiner Leitung wurden die Maisdammmaschine und die Dartmoor-Direktsämaschine entwickelt. Was gab den Ausschlag dazu?
Wir haben mit Landwirten gesprochen und dabei zwei wichtige Entwicklungen wahrgenommen. Ein Thema, das sie beschäftigt, sind die steigenden Preise für Kraftfutter. Durch das Anbieten von qualitativ hochwertigem Raufutter mit besserem Nährwert können Landwirte die Bedeutung von Kraftfutter auf ihrem eigenen Betrieb reduzieren. Die Produktion von hochwertigem Raufutter setzt gute Böden und eine dichte Grasnarbe voraus.
Letztere erreichen wir durch regelmässige Nachsaat. Als Lösung haben wir die Dartmoor-Maschine entwickelt. Mit ihr gelingen Grünland-Nachsaaten und Neuansaaten in Topqualität. Was mich besonders freut, ist, dass die Leiser AG unsere Maschine für Getreidesaat inklusive Parallelsaat weiterentwickelt hat. Eine weitere Herausforderung für die Landwirte ist die Bodenlockerung. Wir haben die Thematik im Kontext mit dem Wunsch-Wachstumsklima der Maispflanze und den klimatischen Veränderungen analysiert und die Maisdammmaschine entwickelt. Der Dammprofi lockert den Boden und bildet einen Damm, auf dem Mais gepflanzt wird, wodurch die Pflanzen leichter und tiefer verwurzeln können. Der Damm selbst bietet durch die grössere Bodenoberfläche eine bessere Wasseraufnahmefähigkeit, erwärmt sich schneller und schafft ein fruchtbares Mikroklima. Starkregenfälle sammeln sich im Tal und der Mais steht nicht im Wasser.
Wissenschaftliche Versuche bestätigen eine bessere Wurzelbildung, schnellere und grössere Kolbenentwicklung und einen erhöhten Nährwertertrag der Pflanzen.
Gleichzeitig wurde auch die Gülleeinarbeitungstechnik bedeutend weiterentwickelt. Wie verhält sich der Markt in diesem Bereich?
Der Markt für Gülleeinarbeitung entwickelt sich schnell. Einerseits durch die Gesetzgebung und andererseits aufgrund des Nährstoffwertes der Gülle. Gestiegene Düngemittelpreise haben den Landwirten den Wert von Gülle wieder bewusst gemacht. Sie ist heute kein Abfallprodukt mehr, sondern ein wichtiger Nährstofflieferant. Durch das richtige, verlustfreie Ausbringen und Einarbeiten von Gülle werden Nährstoffverluste verhindert. Das heisst, je besser die Gülle eingearbeitet wird, desto mehr Nährstoffe stehen den Pflanzen zur Verfügung. Wir gehen bei Evers davon aus, dass die Gülleeinarbeitung in Europa in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird. In den Niederlanden blicken wir auf eine über 30-jährige Erfahrung in diesem Bereich zurück und exportieren unser Wissen gerne in andere Länder.
Roelof, zum Schluss eine Frage zur Schweiz. Du warst letztes Jahr an unserem Feldtag und an der Agrama persönlich dabei. Wie erlebst du die Schweizer Landwirte?
Ich hatte fantastische Tage an beiden Events. Die Gespräche mit den Landwirten haben mir die Bedingungen, unter denen die Schweizer Landwirte arbeiten, verdeutlicht. Auch in der Schweiz spürt man viele staatliche Eingriffe in der Landwirtschaft. Was mir gefällt, ist die Besonnenheit und die Haltung der Bauern: «Unsere Bevölkerung muss essen und ohne uns Bauern gäbe es keine Nahrung.» Darüber hinaus wollen die Landwirte das bestmögliche Produkt in guter Qualität zu einem vernünftigen Preis liefern. Kurz gesagt, ich freue mich auf das nächste Treffen mit Landwirten in der Schweiz.