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«Jedes Radlader-Modell künftig mit E-Variante»

Leiserag Interview Tobroco Giant Toine Brock

Partnerinterview mit Toine Brock, Tobroco-Giant

Mai 2023 | Toine Brock, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer von Tobroco-Giant, hat sein Unternehmen mit Mut und Innovationskraft in fast drei Jahrzehnten vom 1-Mann-Betrieb zum Global Player mit rund 600 Mitarbeitenden entwickelt. Mit Toine Brock sprach Matthias Anliker,
Verkauf und Unternehmensentwicklung der Leiser AG, über aktuelle Herausforderungen, Ziele und das Geheimnis seines Erfolgs.

Interview mit dem Gründer, Inhaber und Geschäftsführer von Tobroco Giant, Toine Brock


Toine, die Lieferzeiten für Maschinen sind allgemein immer noch deutlich länger, als wir dies aus der Vergangenheit kennen. Was sind die Gründe aus
deiner Sicht?

Einerseits ist die Nachfrage nach Maschinen immer noch hoch. Nicht mehr wie vor 2 Jahren doch immer noch auf sehr gutem Niveau. Andererseits fehlt
uns und unseren Lieferanten Personal. Dies ist ein wesentlicher Faktor und beschäftigt die ganze Branche. Leider ist es nach wie vor schwierig, gute Leute zu finden, welche in unseren Produktionsstrassen arbeiten wollen. Die Folge sind Lieferengpässe und dadurch unterbrochene Wertschöpfungsketten. Aufgrund der Vielzahl der verbauten Komponenten summieren sich daher rasch Wochen und Monate für die effektive Lieferzeit einer fertigen Maschine. Weiter haben wir mit dem Krieg in der Ukraine und der weltweiten Inflation zusätzliche Faktoren, welche die Situation erheblich beeinträchtigen und erschweren.

Wo siehst du das Hauptproblem dieser unterbrochenen Wertschöpfungsketten?
Die Hauptprobleme sehe ich in der schwierigen Personalsituation, der reduzierten Verfügbarkeit von Rohstoffen sowie der vielen Schnittstellen und Unterlieferanten, die bei der Herstellung komplexer Bauteile involviert sind. Wenn in diesen Fertigungsprozessen dann ein Zahnrädchen nicht mehr dreht, steht schnell der ganze Prozess. Wir hatten zudem das Pech, dass einer unserer Lieferanten Opfer eines Computerhacks wurde, weshalb wir zu wenig Teile für unsere Lader erhalten haben. Unsere Lager waren voll mit Maschinen, die nur zu 95 Prozent fertig waren. Aufgrund fehlender Einzelteile konnten wir diese nicht fertigstellen und deshalb bestehende Aufträge nicht erfüllen. Dieses
Beispiel zeigt auch die Empfindlichkeit und Abhängigkeit der heutigen Fertigung von der Digitalisierung.

Welche Lösungen zur Minderung dieser Probleme hat Tobroco-Giant in den letzten zwei Jahren umgesetzt?
Wir bestellen heute weiter im Voraus, haben zusätzliche Lieferanten gesucht, um Ausfälle besser kompensieren zu können und planen die Produktion sehr viel flexibler. Weiter haben wir unsere Bevorratung klar ausgebaut, um Ausfälle länger aus eigenem Lager überbrücken zu können.

Trotz all dieser Herausforderungen investierst du massiv in den Ausbau
des Unternehmens. Welche Ziele verfolgst du mit Tobroco-Giant?

Letztes Jahr haben wir 35 Millionen Euro in Gebäude und die Optimierung der Produktion investiert. Unser Ziel ist es, die Jahresproduktion bis 2025 auf 10‘000 Stück Lader auszubauen.

Welche Entwicklungen dürfen die Kunden in nächster Zeit von Tobroco-
Giant erwarten?

Wir planen, jedes unserer Modelle künftig auch in einer E-Variante anzubieten. Das heisst, die Kunden sollen künftig im gesamten Sortiment die Wahl zwischen Kraftstoff- und Elektrobetrieb haben. Ausserdem arbeiten wir an komplett neuen Modellen und Maschinentypen, mit denen wir unser Programm erweitern wollen.

Erst kürzlich hast du den 1’000sten Elektro-Radlader produziert. Wie siehst du die weitere Entwicklung hinsichtlich alternativer Antriebstechnik?
Für unsere Maschinen sind die Elektrifizierung und Stage-V-Diesel derzeit die besten Lösungen. Die Technik dafür ist mittlerweile sehr weit entwickelt und die Verfügbarkeit gross. Selbstverständlich beobachten wir den Markt sehr intensiv und evaluieren auch andere Antriebstechniken, um interessante Alternativen zu den von uns aktuell bevorzugten Varianten frühzeitig in unsere Entwicklungen einzubeziehen.

Während knapp 30 Jahren hast du Tobroco-Giant vom 1-Mann-Unternehmen auf heute 600 Mitarbeitende ausgebaut. Wenn du zurückschaust, was ist dein Erfolgsrezept?
Wir sind in den Niederlanden, Ungarn und den USA schnell gewachsen. Unser Erfolg basiert auf unserem klaren Fokus auf kleinere Maschinen im Radlader-Bereich. Zudem haben wir eine gesunde Maschinenbauermentalität! Meine Frau arbeitet noch immer in der Administration mit und auch unsere Kinder haben mehr und mehr Interesse am Betrieb. Die Arbeit macht mir Spass! Nicht zu vergessen sind unsere langjährigen Partnerschaften mit erfolgreichen Händlern. Letztlich sind sie es, welche die Kunden von Tobroco-Giant-Maschinen überzeugen und die Maschinen über deren Laufzeit mit einem optimalen Service betreuen. Diese starken Kundenbindungen führen dann oft dazu, dass der Kunde bei einem Wechsel des Laders auf der Marke Giant bleibt.

Toine, eine persönliche Frage zum Schluss: Wenn du nicht arbeitest, womit verbringst du deine Freizeit?
Meine Hobbys sind Schweissen und unser Ford Mustang. Wir wohnen auf dem kleinen, aber schönen Landwirtschaftsbetrieb meiner Eltern. In den Schweineställen hinter unserem Haus haben wir zwei Schweissmaschinen stehen. Dort bearbeiten mein Sohn und ich zusammen mit einem Mitarbeiter abends oder auch samstags Stahl. Wenn ich selbst Hand anlege, kann ich vieles, was unseren Betrieb betrifft, sehr gut überdenken. Und wenn das Wetter es gut meint, machen wir sonntags Ausflüge mit unserem 1968er Ford Mustang.